Der Norden: zwischen Wattenmeer und Wissenschaft
In den Provinzen Friesland, Groningen und Drenthe finden Healthcare, Erholung und Energie zueinander. Eine große Rolle spielen neben dem Tourismus die Themen grüner Wasserstoff und Chemie.
Ganz im Norden der Niederlande liegen die drei Provinzen Friesland, Groningen und Drenthe. Mit rund 1,8 Millionen Einwohnern auf circa 8.300 Quadratkilometer Fläche ist die Region recht dünn besiedelt. Dennoch existieren an der Emsmündung mit Eemshaven und Delfzijl gleich zwei Seehäfen für den Güterumschlag.
Die größte Stadt der Region ist Groningen. In der knapp 244.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt spielen vor allem Wissenschaft und Forschung eine große Rolle: Die Forschungsschwerpunkte der traditionsreichen Rijksuniversiteit Groningen liegen auf den Themen Energie, gesundes Altern und nachhaltige Gesellschaft.
Mit dem weiten Himmel, dem Wattenmeer, den Inseln und viel Natur punktet der Norden bei Erholungssuchenden. Daher zählt der Tourismus zu den wichtigen Wirtschaftsfaktoren der Region. Vor allem Besucherinnen und Besucher aus Deutschland nutzen die zahlreichen Wassersportmöglichkeiten an der Küste, beispielsweise Segeln, Surfen und Kiten. Charmante ehemalige Handelszentren wie Leeuwarden – gemeinsam mit Valletta 2018 Kulturhauptstadt Europas – locken auch Kulturinteressierte ins Land. Fahrradenthusiasten kommen dank der rund 2.100 Kilometer Radwege vor allem in der Region Drenthe auf ihre Kosten.
Vom Erdgas zum Wasserstoff
Energieerzeugung hat Tradition in der Region: Bis zum Jahr 2023 wurde in der Provinz Groningen Erdgas gefördert. HyNetherlands hingegen ist ein recht neues Großprojekt zur Wasserstoffproduktion der französischen Engie-Gruppe. Das Unternehmen will gemeinsam mit dem niederländischen Gasnetzbetreiber Gasunie einen Wasserstoff-Hub in der Region aufbauen – inklusive der Produktion synthetischer Kraftstoffe in Delfzijl und Wasserstoffspeicherung im Untergrund. Starten soll die Produktion von grünem Wasserstoff mit einer 100-Megawatt-Elektrolyseanlage 2028 in Eemshaven. Für den Transport nutzt das Projekt ehemalige Erdgasleitungen, den Strom für den Elektrolyseur liefern Offshore-Windanlagen. Langfristig ist ein Ausbau auf 1,85 Gigawatt geplant.
Von der Wasserinfrastruktur soll auch die Industrie im Chemical Cluster Delfzijl profitieren – immerhin einer der zehn flächenmäßig größten Chemiestandorte Europas, noch vor Leuna und Bitterfeld-Wolfen. Die dort angesiedelten Unternehmen, darunter etwa Branchenriesen wie Akzo Nobel, wollen möglichst nachhaltig Synergien nutzen.
Autorin: Klara Walk